Autor: Peter Widmer

Brahmaviharas – (c) Peter Widmer

Unsere inneren Haltungen/Zustände/Anteile bestimmen, was wir wahrnehmen, wie wir uns fühlen, wie wir über das Wahrgenommene denken, was wir wollen und wie wir handeln. Sind wir beispielsweise in einer glücklichen Stimmung, nehmen wir die Welt ganz anders wahr, als wenn wir traurig sind. Sind wir im Stress und im Modus des „Funktionierens“ unterwegs, nehmen wir die Welt ganz anders wahr, als wenn wir in Gelassenheit ruhen.
Innere Haltungen lassen sich nachweislich wie Muskeln trainieren. Wir können sie uns als Dispositionen in der Meditation antrainieren. Die sog. vier grenzenlosen Zustände (Pali: Brahmaviharas) sind solche inneren Haltungen. Obwohl sie aus dem indischen Kulturraum stammen, handelt es sich doch um allgemeinmenschliche Einstellungen. Es sind: Liebe/Freundschaft/liebevolle Güte (Pali: metta), Gelassenheit/Gleichmuth (Pali: uppekka), Mitgefühl (Pali: karuna) und Freude/Mitfreude (Pali: mudita). Woher sie stammen, wie wir sie kultivieren können und was sie bewirken können findet sich in diesem und den folgenden Blogbeiträgen.

Geschichtliches

Die Brahmaviaharas tauchen erstmals in den Upanischaden auf (800-500 v.u.Z.). Die „Brahmas“ sind die höchsten Gottheiten. “Vihara” bedeutet „an einem bestimmten Ort oder in einem bestimmten Zustand verweilen, sich aufhalten“. Die Upanischaden sind indisches Kulturgut und haben die spirituellen Traditionen Indiens tief beeinflusst. Die Lehre der vier göttlichen Verweilungszustände ist in hinduistische Strömungen, den Jainismus, das Yoga und den Buddhismus eingedrungen. Im Jainismus findet man sie im Tattvartha Sutra (Kapitel 7, Sutra 11), in den Yoga-Suttra des Patanjali (YS I,33 YS III,23) kommen sie vor und im Buddhismus findet man sie sowohl im Palikanon, d. h. dem frühbuddhistischen Schriftkorpus, als auch in spätbuddhistischen Texten. Hier eine Zusammenstellung der wichtigsten Buddhistischen Textgrundlagen.

Frühbuddhismus

Spätbuddhismus

Von Anfang an wurden die Brahmaviharas so verstanden, dass es sich um vier innere Zustände handelt, welche sich ganz natürlich durch den Prozess der Meditation einstellen. Zugleich sind die Brahmaviharas Teil einer meditativen Ethik der Kultivierung bestimmter innerer Zustände. Es besteht eine Wechselwirkung zwischen Erlebnissen in tiefer Meditation und der bewussten Kultivierung der Brahmaviharas durch Gedanken, Vorstellungsbilder und Visualisierungen.
Liebe, Freundschaft, liebevolle Güte, Gelassenheit, Mitgefühl, Freude und Mitfreude sind jedoch keine Frage der Religion oder eines bestimmten Kulturkreises. Es sind vielmehr Qualitäten des menschlichen Herzens und des Bewusstseins, die wir als Menschen alle in uns tragen.

3 Antworten

  1. Dank! Die vier grenzenlosen Zustände

    kamen zu mir über VIEL Schattenarbeit, also Integration, ( damit Auflösung) der gegensätzlichen Pole, wie Egozentrik, Trauer, Hass und Verkrampfung in Angst und Schrecken UND im Anschluss
    spirituellen Lernens von Kontrolle abgeben, Visualisieren und Meditation.

    Wie die vier Qualitäten “nur” durch Meditation, Visualisation und Gedanken, die überpersönliche transzendierende
    Anwesenheit von Menschen erfüllen können,
    muss ich glauben, entspricht ev Menschen mit Urvertrauen von Geburt an, nicht jedoch für solche mit frühen Traumata.
    Die Erfahrung, durch den Labtopstress beim Ausfüllen des Testes, den ich mir bereitete, damit regredierte, ist mir kostbar, weil deutlich lehrreich.
    Ich geniesse Ihren Kurs nun deutlich
    bewusster bezüglich Stufenperspektiven.

    Herzlich Maja

    herzlich Maja

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